Jos Deuling, Mittwoch, 12. Juli 2017
In Frankreich findet man fast an jeder Straßenecke eine Bäckerei. Sie bieten oft eine große Auswahl an verschiedenen Brotsorten an. Für Ausländer kann
das ziemlich überwältigend sein. In diesem Blogbeitrag findest du einen Überblick über verschiedene bekannte und weniger bekannte Brotsorten. Wir geben
auch einige Tipps, und ganz unten findest du eine Literaturliste sowie einige informative Links.
Wie findet man eine gute Bäckerei?
In Frankreich sagt man manchmal, dass die nächstgelegene Bäckerei die beste ist. Aber das stimmt natürlich nicht. Bäcker, die ihr Brot vor Ort backen,
dürfen sich Boulangerie nennen. Diese Bäcker haben oft einen Aufkleber mit der Aufschrift
Artisan Boulanger im Schaufenster.
Wenn du diesen Aufkleber siehst, weißt du, dass du es mit einem echten Bäcker zu tun hast und nicht mit einem Depot de pain, wo tiefgefrorenes
Fabrikbrot aufgebacken wird. Manche Depots de pain beziehen ihr Brot von einer echten Boulangerie, aber das muss man eben wissen. Am besten achtest du
also auf den Aufkleber. Aber du kannst natürlich auch folgende Regel anwenden: Die besten Bäcker sind die, vor deren Tür die längste Schlange steht.
Französische Brotsorten
In Deutschland denkt man bei französischem Brot meist an Baguette oder Baquette. Aber in Frankreich gibt es Brote in allen Formen und Größen.
Das
baguette ordinaire ist günstig, etwa um die ein Euro. Sie liegen oft wie ein Stapel Holz im Laden, haben eine schöne knusprige
Kruste und sind gefüllt mit luftigem Weißbrotteig.
Das
baguette traditionnelle ist eine Stufe höher als das ordinaire. Meistens sind sie von Hand geknetet, wie man an den spitzen Enden
erkennen kann. Dieses Brot ist teurer als das baguette ordinaire. Manche Bäcker geben ihrem baguette traditionnelle den Namen des Viertels oder der
Bäckerei.
Die
flûte (benannt nach dem Blasinstrument) findet man auch in Deutschland. Dieses Brot hat die Form eines Baguettes, ist aber größer.
In manchen Regionen ist es dünner als das Baguette und ähnelt der Ficelle.
Die
ficelle („das Schnürchen“) ist ein dünnes Stangenbrot, und das
baguette aux céréales ist ein Mehrkornbaguette.
Echt traditionelles französisches Brot ist das
pain de campagne. Dieses Brot wird auch als
pain paysan bezeichnet. Es
hat eine dicke Kruste, sodass es länger frisch bleibt. Das pain de campagne ist eine Mischung aus Vollkorn- und Weißmehl und wird zu Fleisch, Käse,
Suppe und Eintöpfen gegessen.
Pain complet ist Vollkornbrot,
pain de seigle ist Roggenbrot (aber viel heller als das deutsche Roggenbrot), und
pain au levain ist Sauerteigbrot.
In Boulangerien findet man auch oft spezielle Brötchen mit Nüssen, Oliven oder Feigen. In ganz Frankreich gibt es zudem spezielle regionale Brote.
Feinbackwaren
Feinbackwaren werden in Frankreich
viennoiserie genannt. Es wird vermutet, dass Königin Marie-Antoinette (ursprünglich aus Wien) das
Croissant in Frankreich eingeführt hat. Daher der Begriff Viennoiserie. Die Brötchen werden aus luftigem Blätterteig hergestellt, manchmal gesüßt und
mit Eiern zubereitet. In Frankreich isst man diese Brötchen oft zum Frühstück, mit Butter, Marmelade, Nutella und einer Tasse Kaffee.
Das
croissant und das
pain au chocolat sind die bekanntesten Feinbackwaren, die auch in Deutschland allgemein
erhältlich sind.
Das
pain aux raisins enthält Rosinen, und das
chasson aux pommes ist eine Art Apfeltasche.
Pain brioche wird aus einem süßen Teig mit Eiern hergestellt. Es ähnelt einem Kuchen.
Einige praktische Tipps
Viele Boulangerien sind montags geschlossen. Französische Geschäfte müssen mindestens einen Tag in der Woche geschlossen sein. Viele französische Bäcker
sind damit nicht einverstanden, müssen sich aber an das Gesetz halten.
Wenn du extra knuspriges Brot (
bien cuite) magst oder lieber Brot mit einer weichen Kruste (
pas trop cuite), kannst du
das einfach im Laden erfragen. Das ist völlig normal.
Die Kombination von Brot und Butter findet man in Frankreich nur beim Frühstück. In einem Restaurant wird Brot ohne Butter serviert. Man legt das Brot
neben den Teller auf das Tischtuch. Nach dem Essen einfach die Brotkrümel zusammenkehren und auf den Teller legen.
Frisch gebackenes Baguette wird schnell hart. Aber man kann es am nächsten Tag zum Frühstück noch essen, indem man es in eine Tasse heißen Kaffee taucht
oder in eine Schale mit geschmolzener Schokolade. Man kann das Brot über Nacht auch in ein Tuch wickeln und morgens kurz toasten.