Lennart Beck,  Samstag, 13. Mai 2023

 

Wenn Sie über eine Auswanderung nach Schweden nachdenken, ist es wichtig, sich mit den Besonderheiten des dortigen Wohnungsmarktes vertraut zu machen. Eine bemerkenswerte Möglichkeit, die Schweden bietet, ist das Konzept der "Bostadsrätt". Dieser Artikel beleuchtet diese Alternative zum traditionellen Hauskauf.

Die "Bostadsrätt" hat ihre Wurzeln in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als die schwedische Regierung eine Lösung für das Problem der Wohnungsnot suchte. Mit der Schaffung von Wohnungsgenossenschaften, die Eigentumswohnungen zu erschwinglichen Preisen anboten, entstand die "Bostadsrätt". Sie hat sich seitdem weiterentwickelt und ist heute eine weit verbreitete Wohnform in Schweden.

Im Kern ist eine "Bostadsrätt" mehr als nur eine Eigentumswohnung. Sie ist Teil einer Genossenschaft mit einem spezifischen Ziel: den Mitgliedern eine qualitativ hochwertige, erschwingliche Wohnmöglichkeit zu bieten. Als Mitglied einer solchen Genossenschaft haben Sie das Recht, in einer der Wohnungen zu leben.

Die Bewohnervereinigung spielt eine zentrale Rolle in diesem System. Sie ist für die Verwaltung des Gebäudes, die Instandhaltung und die Bewältigung von Problemen verantwortlich. Die Bewohner sind Mitglieder dieser Vereinigung und haben Mitspracherecht bei wichtigen Entscheidungen.

Ein wesentlicher Aspekt der "Bostadsrätt" ist das Eigentumsrecht und die damit verbundenen Pflichten. Als Mitglied einer Wohnungsgenossenschaft besitzen Sie das Recht, die Wohnung zu nutzen, aber das Gebäude selbst bleibt Eigentum der Genossenschaft. Dies bedeutet, dass Sie zwar für die Instandhaltung Ihrer Wohnung verantwortlich sind, aber die Genossenschaft die Verantwortung für das Gebäude als Ganzes trägt.

Die Übertragung und Mitgliedschaft in einer "Bostadsrätt"-Genossenschaft sind ebenfalls spezifische Prozesse. Bei einem Verkauf wird das Mitgliedsrecht an der Genossenschaft übertragen, und der neue Eigentümer muss von der Genossenschaft genehmigt werden.

Die finanziellen Aspekte einer "Bostadsrätt" sind vielschichtig. Sie zahlen einen Kaufpreis für das Mitgliedsrecht und monatliche Gebühren an die Genossenschaft für die Nutzung der Wohnung und die Deckung der Betriebskosten. Es ist wichtig, diese Kosten sorgfältig zu prüfen, bevor Sie sich für eine "Bostadsrätt" entscheiden.

Verbesserungen oder Umbauten in einer "Bostadsrätt"-Wohnung sind in der Regel möglich, aber sie müssen von der Genossenschaft genehmigt werden. Es ist wichtig, dass solche Änderungen den Wert der gesamten Immobilie nicht negativ beeinflussen.

Der Verkaufsprozess und die damit verbundenen Verantwortlichkeiten unterscheiden sich ebenfalls von denen eines traditionellen Hauskaufs. Als Verkäufer sind Sie für die Übertragung Ihres Mitgliedsrechts verantwortlich, und es ist üblich, einen Immobilienmakler einzuschalten, der beim Verkauf und bei der Durchführung der notwendigen Formalitäten hilft.

Ein Immobilienmakler kann eine Schlüsselrolle bei der Vermittlung einer "Bostadsrätt" spielen. Sie können Ihnen helfen, die passende Wohnung zu finden, den Kaufpreis zu verhandeln und den Kaufvertrag abzuschließen. Sie können auch Ratschläge zu den finanziellen Aspekten geben und sicherstellen, dass alle rechtlichen Anforderungen erfüllt sind.

Wenn wir das Konzept der "Bostadsrätt" mit ähnlichen Modellen in anderen Ländern vergleichen, sehen wir einige Unterschiede und Gemeinsamkeiten. In vielen Ländern, wie zum Beispiel Deutschland, gibt es ähnliche Modelle wie Wohneigentumsgemeinschaften, die jedoch in ihren spezifischen Merkmalen und rechtlichen Rahmenbedingungen variieren.

Die "Bostadsrätt" bietet eine interessante Alternative zum traditionellen Hauskauf in Schweden. Sie ermöglicht es Ihnen, in einer Gemeinschaft zu leben, die gemeinsame Verantwortung für ein Gebäude trägt, und bietet eine erschwinglichere Möglichkeit, Eigentum zu erwerben. Es ist jedoch wichtig, die Besonderheiten dieses Modells zu verstehen und sorgfältig zu prüfen, ob es Ihren Bedürfnissen und Zielen entspricht.

Die Auswanderung nach Schweden erfordert eine gründliche Vorbereitung und Kenntnis der lokalen Gegebenheiten. Die "Bostadsrätt" ist nur ein Aspekt des schwedischen Lebens, den man berücksichtigen sollte. Es ist jedoch ein faszinierendes Modell, das einen Einblick in die einzigartige Art und Weise bietet, wie Schweden Wohnraum und Gemeinschaft kombiniert.



Es gibt große Unterschiede in der Verfügbarkeit und im Preis von Mietwohnungen, abhängig davon, ob man in einer der drei großen Städte Schwedens oder auf dem Land lebt. Während in Deutschland der Trend eindeutig zum Häuschen auf dem Land geht, drängen die meisten Schweden in die Städte. Hauptsächliche Ursachen dafür sind die bessere Infrastruktur in den Städten, aber auch bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Etwa 35 Prozent der Schweden leben in Mietwohnungen. Die Mietverträge werden in der Regel auf unbestimmte Zeit geschlossen und sind mit einer Frist von drei Monaten kündbar.


In Schweden und insbesondere in den größeren Städten ist der Wohnungsmarkt sehr angespannt. Wohnungen zur Miete in Mehrfamilienhäusern werden meist von Wohnungsbaugesellschaften der Kommunen oder privaten Investoren gebaut und vermietet. Allerdings herrscht ein latenter Wohnungsmangel für günstige Wohnungen, so dass die Wartezeiten oft mehrere Jahre betragen.


Nachdem Marvin den Arbeitsvertrag unterschrieben hatte, hatte die Wohnungssuche für uns die höchste Priorität. Wir wollen am liebsten direkt ein rotes Holzhaus mit Stall für Schafe kaufen. Aber dafür braucht man einen Kredit, dafür braucht man eine Bank, dafür braucht man eine Personennummer. Und es dauert wohl mindestens 3 Monate bis man in ein Haus einziehen kann.