Hilde Tuinstra, Freitag, 17. November 2023
Im Herzen der burgundischen Weinregion steht ein malerisches Haus mit Blick auf sanfte Weinberge. Dieses Haus, einst das Traumprojekt von Claudia
Müller, einer deutschen Expatin, wird zum Mittelpunkt einer komplexen Erbschaftsangelegenheit für ihre Kinder, Max und Anna, nach ihrem unerwarteten
Tod.
Nach ihrer Pensionierung hatte sich Claudia in Frankreich niedergelassen, verliebt in das Land und seine Kultur. Ihre Kinder, die in Deutschland
lebten und arbeiteten, besuchten sie regelmäßig. Bei ihrem Tod hinterließ Claudia ein Testament, in dem das Haus in Burgund Max und Anna vermacht
wurde. Was zunächst wie eine einfache Erbschaft aussah, entpuppte sich schnell als eine komplexe juristische Herausforderung aufgrund der
Besonderheiten des französischen Erbrechts.
Als ersten Schritt engagierten Max und Anna einen französischen Notar, Monsieur Lefebvre, um sie durch den Prozess zu führen. Er erklärte, dass nach
französischem Recht ein Teil von Claudias Nachlass automatisch für sie als direkte Erben reserviert war, aber dass die genaue Aufteilung von
verschiedenen Faktoren abhängen würde, einschließlich des Wertes der Immobilie.
Die größte Überraschung kam, als Monsieur Lefebvre die Details der französischen Erbschaftssteuer erläuterte. Als Nichtansässige in Frankreich sahen
sich Max und Anna mit deutlich höheren Steuersätzen konfrontiert als erwartet. Darüber hinaus war die Frist für die Einreichung der erforderlichen
Unterlagen und die Zahlung der Steuer strikt, mit hohen Strafen für jede Verzögerung.
Während ihres Aufenthalts in Frankreich, um die Angelegenheiten zu regeln, entdeckten Max und Anna, dass ihre Mutter eine erhebliche Schuld bei einer
lokalen Bank hatte, abgesichert durch das Haus. Dies komplizierte die Situation weiter, da die Schuldentilgung Vorrang vor der Verteilung des
Nachlasses hatte.
Während dieses Prozesses mussten sie auch mit der emotionalen Last des Verlusts ihrer Mutter und dem Druck, Entscheidungen über die Zukunft des Hauses
zu treffen, zurechtkommen. Nach vielen Gesprächen und juristischer Beratung beschlossen Max und Anna, das Haus zu verkaufen, die Schulden zu
begleichen und den verbleibenden Betrag zu teilen, in Übereinstimmung mit dem französischen Gesetz und dem Testament ihrer Mutter.
Der Verkauf des Hauses brachte jedoch neue Herausforderungen mit sich. Der Immobilienmarkt in Burgund war nicht besonders lebhaft, und der Wert des
Hauses war durch Vernachlässigung gesunken. Mit Hilfe eines lokalen Immobilienmaklers und nach einigen Monaten auf dem Markt fanden sie schließlich
einen Käufer, womit sie das Kapitel des Erbes ihrer Mutter abschließen konnten.
Diese Geschichte veranschaulicht die Komplexität des französischen Erbrechts, insbesondere für Ausländer, die Immobilien in Frankreich erben. Sie
unterstreicht die Bedeutung von fachkundigem juristischem Rat und einer gründlichen Vorbereitung bei der Bewältigung der Herausforderungen
internationaler Erbschaften.
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Die Abwicklung einer Erbschaft im Ausland ist komplex. Wer daher in Frankreich Immobilien, Unternehmensanteile, Geld- und Wertpapiervermögen oder
andere Werte erbt, muss die Besonderheiten des französischen Erbrechts kennen.